Bericht von der Veranstaltung „Posaunen statt Panzer! Wie gelingt die Umstellung von militärischer auf zivile Produktion?“

 im Rahmen des Stadtteilkulturfests auf der Veddel

Jung und Alt. Friedensbewegt und Antifaschistisch. Alte Hasen und neu Begeisterte. Angereiste und Nachbarschaft. Im sporadisch immer wieder eintretenden Nieselregen sind über den Nachmittag des 28. August verteilt viele Interessierte zusammengekommen. Neben Kinderchor und Puppenspiel, Tombola und Waffeln wurde orientiert durch eine historische Ausstellung zur Arbeiterbewegung des Lüttje Lüüd, sowie Gesprächen mit unserer Volksinitiative und auch dem Aktionsbündnis den 8.Mai zum Feiertag zu machen. Eine gute Ausgangslage nicht nur die Veddel (neu) kennenzulernen, sondern insbesondere der spannenden Diskussion rund um die Herausforderung von Rüstungskonversion beizuwohnen.

Die Eröffnung übernahm unser Mitstreiter Ali und brachte uns direkt persönlich und bewegend ins Thema: er trägt seit Jahrzehnten Granatsplitter in seinem Körper. Splitter einer deutschen Handgranate, die während der Kulturrevolution im Iran 1981 in eine friedliche Demonstration geworfen wurde. Insgesamt 3 Granaten, die 3 Menschen das Leben kosteten und viele verwundeten. Ali hat Menschen gefunden, überall in der Welt verstreut, die noch mit den Splittern leben. Er will sie zusammenbringen und einen Film darüber drehen, damit der Waffenhandel aufhört, die Geschichte aufgearbeitet wird und sich mit dem kollektiven Trauma auseinandergesetzt werden kann. Persönlich und politisch. Der Film soll heißen: Made in Germany.

Vor diesem Hintergrund diskutierten auf dem Podium drei Referenten zum Thema: Wie gelingt die Umstellung von ziviler auf militärische Produktion?

In der Diskussion beleuchtete zunächst Hartmut aus unseren Reihen historische Beispiele der Rüstungskonversion. So war es insbesondere nach den Weltkriegen stets möglich, Waffenproduktion auf zivile Güter wie Züge oder Haushaltsgeräte umzustellen. Schnell wurde deutlich, dass es eine Frage des politischen Willens und des gesellschaftlichen Drucks ist, dies neu und verstärkt hervorzubringen. Daran knüpfte Darius aus dem Lüttje Lüüd und skizzierte die aktuelle Rüstungspolitik der Bundesregierung und den „Zwang“ zur Aufrüstung durch die Mitgliedschaft in der Nato (2%-Ziel). Diese Politik zu durchbrechen kann nur eine Aufgabe von uns allen sein! Konkret nannte er den neuen Auftrag für die im Hamburger Hafen angesiedelte Firma Blohm und Voss: Sie soll in den nächsten Jahren 4 neue Kriegsfregatten bauen. Als Hamburger*innen sollten wir darüber aufklären und diese Aufrüstung vereiteln. Das war eine gute Überleitung zu Wilfried Preuß-Hardow von der Bremer Stiftung für Rüstungskonversion und Friedensforschung. Für Aufklärung und um Bewusstsein in der Bevölkerung zu entwickeln und damit den nötigen Druck auf Regierungen und Unternehmensleitungen aufzubauen, wurde in Bremen die Initiative Ziviler Betrieb (ziviler-betrieb.de) gegründet. So entstanden auf dem Podium angeregt durch den Zuspruch des Publikums neue Ideen der Zusammenarbeit.

Den Abschluss des Tages bildeten mehrere Musiker und DJs, die zum Tanzen im Regen einluden.

Wir freuen uns auf viele weitere Aktionen und Veranstaltungen mit dem Lüttje Lüüd! Schaut gern mal bei ihnen vorbei: Veddeler Brückenstraße 122. Oder auf: https://junges-hamburg.de/luttje-luud/