Rückblick: Veranstaltung „Sag Nein! Antifaschistischer Widerstand damals und heute“

Am Samstag, den 19.6.21 fand in Barmbek beim Museum der Arbeit eine Veranstaltung unserer Volksinitiative gegen Rüstungsexporte statt: „Sag nein! Antifaschismus gestern und heute“. Als Gäste waren Stephan Linck, Historiker und Studienleiter für Erinnerungskultur und Gedenkstättenarbeit an der evangelischen Akademie der Nordkirche, sowie Reinhardt Silbermann von der Gedenkstätte Ernst Thälmann und den Antifaschistischen Hafentagen geladen.

Den Auftakt der Veranstaltung bildete die Ankunft der Demonstration zum 80sten Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion und anschließend der wunderbare Kulturbeitrag des Hamburger Chores der Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, die mit Liedern zu Frieden und Menschlichkeit auf den Nachmittag einstimmten.

Wie fand Antifaschismus in der Vergangenheit statt? Hierzu beleuchtete Reinhardt Silbermann den vielgestaltigen Widerstand im Deutschland des vorigen Jahrhunderts, mit Blick vor allem auf den Hafen: Er schilderte den Widerstand in Solidarität mit der jungen Sowjetunion und den Freiheitskämpfern im spanischen Bürgerkrieg – die damalige Unterstützung durch Sammlungen und die Kommunikation über Flugblätter und Zettel an Hafenanlagen. Er hob die Bedeutung der Menschen im Hafen hervor, die sich gegen den Nationalsozialismus engagierten. Seeleute brachten damals beispielsweise von ihren Reisen illegale Druckschriften ins Land oder verübten ähnlich wie Werftarbeiter Sabotageakte um Gegenwehr zu leisten. Auch später, nach der nationalsozialistischen Diktatur, ging der Kampf gegen Militarismus weiter und äußerte sich in Streiks und der Weigerung Munitionsdampfer zu beladen bzw. zu löschen.

Stephan Linck berichtete danach aus seiner Beschäftigung mit der Erinnerungskultur in Deutschland. Als Studienleiter arbeitet er mit Jugendlichen zu Denkmälern und Ehrenmalen, hält sie dazu an, genau hinzuschauen, die nötige Distanz einzunehmen und deren Botschaften kritisch zu hinterfragen. In Deutschland stehen nur 10 Prozent Denkmäler, die die Opfer und den Widerstand thematisieren, ganzen 90 Prozent gegenüber, die das Kaiserreich und den Militarismus hochleben lassen oder den Nationalsozialismus verklären. Hier sei noch viel zu tun. Kunstaktionen, Schulprojekte und die Förderung von mehr Erklärung an Denkmälern leisten in diesem Feld einen weiteren Beitrag zu einer kritischen und reflektierenden Erinnerungskultur.

Im Anschluss diskutierten Redner und Teilnehmer*innen aus dem Publikum, wie wir die Schlüsse, die wir aus der Geschichte und dem Gedenken ziehen, dann auch praktisch und aktiv bei der Gestaltung unseres Lebens und unserer Welt umsetzen können und welchen Beitrag die Volksinitiative leisten kann. Wir wollen über das mörderische Geschäft mit den Waffen aufklären und es stoppen. Dort soll der Weg aber nicht enden. Wir möchten alle einbeziehen und einladen, an der Schaffung einer friedvollen Welt mitzuwirken. Eine Mitstreiterin unserer Volksinitiative formulierte es so: Wir wollen eine „zivile, freudvolle, soziale Kultur schaffen, wo jeden Tag gefeiert wird, dass wir hier ein gemeinsames Leben führen“.

Ein paar Fotos von der Veranstaltung findet ihr hier: https://ziviler-hafen.de/fotos